Helmholtz-Zentrum Deutsches Geoforschungszentrum

Wandel hin zu einer wirtschaftlich nachhaltigen Moornutzung: WetNetBB erhält Förderung

Hin zu einer nachhaltigen wirtschaftlichen Nutzung wertvoller wiedervernässter Moorböden: Für Modellvorhaben in Brandenburgs Mooregionen überreichte Bundesminister Cem Özdemir die Förderurkunden.

Deutschlandweit werden Moorböden für die landwirtschaftliche Nutzung entwässert - mit weitreichenden Folgen für das Klima, den Wasserhaushalt und die Biodiversität. Um eine ökologisch und wirtschaftlich nachhaltige Wiedervernässung zu ermöglichen, müssen neue Wertschöpfungsketten erprobt und etabliert werden. Dafür nahmen heute das Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie und vier weitere Projektpartner, darunter das GFZ, die Förderbescheide für das Projekt WetNetBB vom Bundesminister für Landwirtschaft und Ernährung Cem Özdemir entgegen. Mit diesem Forschungs-, Demonstrations- und Vernetzungsvorhaben werden die Projektpartner in den kommenden 9 Jahren in vier brandenburgischen Modellregionen Moorflächen wiedervernässen, neue Verfahren zur Bewirtschaftung dieser Flächen erproben und innovative Wertschöpfungsketten etablieren.

Niedermoore binden in nassem Zustand große Mengen CO2. Für die intensive landwirtschaftliche Nutzung mit leistungsfähiger, schwerer Technik wurden Moorflächen zuletzt um die 1970er Jahre herum umfassend und tiefgreifend entwässert. Allein in Brandenburg befinden sich derzeit 186.000 ha Moor- und Anmoorfläche in landwirtschaftlicher Nutzung. Durch das fehlende Wasser gelangt Luftsauerstoff an den im Torf gebundenen Kohlenstoff, Kohlenstoffdioxid wird frei. Der Torf zersetzt sich, der Boden verliert an Masse, moorspezifische Flora und Fauna geht verloren und die Landschaften können kein Wasser mehr halten. Diese Prozesse können jedoch durch Wiedervernässung gestoppt werden.

Damit eine solche Transformation durch Wiedervernässung nachhaltig – sowohl wirtschaftlich wie ökologisch – gelingen kann, muss die Moornutzung umgedacht werden. Mit dem Projekt „WetNetBB - Bewirtschaftung und Biomasseverwertung von nassen Niedermooren: Netz von Modell- und Demonstrationsvorhaben in Moorregionen Brandenburgs“ wollen die Projektpartner Demonstrationsflächen in vier Regionen Brandenburgs wiedervernässen, bestehende und neue Verfahren zur landwirtschaftlichen Nutzung dieser Flächen erproben und neue, attraktive Wertschöpfungsketten etablieren.

GFZ wird Kohlendioxid- und Methanemissionen der Moore überwachen

Das Deutsche GeoForschungsZentrum wird in seinem Teilvorhaben die Auswirkungen der umgesetzten Maßnahmen auf die Emissionen von Kohlenstoffdioxid und Methan überwachen. „Während die Freisetzung von Kohlenstoffdioxid sich mit der Wiedervernässung der Niedermoore stark verringern sollte, muss man davon ausgehen, dass unter nassen Bedingungen eine gewisse Menge Methan emittiert wird“, erwartet Torsten Sachs, der mit seiner Arbeitsgruppe das Treibhausgas-Monitoring durchführt. Denn zwar hat Methan pro Molekül eine stärkere Wirkung auf die Erwärmung der Atmosphäre als Kohlenstoffdioxid, aber es verweilt doch sehr viel kürzer dort. „Wie stark unterm Strich die Klimawirkung einer Fläche reduziert wird, hängt also vom Verhältnis der zusätzlichen Methanemissionen zur Reduktion der Kohlenstoffdioxidemissionen ab“, so Torsten Sachs weiter.

Für die kontinuierliche Erfassung dieser Emissionen wird die sogenannte Eddy-Kovarianz genutzt. Dies ist eine auf schnellen Wind- und Gaskonzentrationsmessungen beruhende mikrometeorologische Methode, die weltweit als „Goldstandard“ für die Bestimmung des Wärme- und Stoffaustausches zwischen der Erdoberfläche und Atmosphäre eingesetzt wird. Am GFZ ist diese Methode seit über zehn Jahren in verschiedenen Landschaften von arktischem Permafrost bis hin zu landwirtschaftlichen Flächen und bereits wiedervernässten Mooren in Mecklenburg-Vorpommern etabliert.

Zusammenarbeit mit regionalen Akteuren

Die Verbundpartner werden ein Netzwerk von Modell- und Demonstrationsvorhaben gemeinsam mit regionalen Akteuren schaffen. Neben der begleitenden Forschung zu Umweltparametern wie klimarelevanten Emissionen, Biodiversität und Wasserhaushalt legen die Forschenden ihr Hauptaugenmerk auf die sozioökonomische Dimension, wodurch Erkenntnisse, Verfahren und Wertschöpfungsketten in die Praxis überführt und die nachhaltige Transformation vorangetrieben werden sollen.

Projektpartner und Eckdaten

Koordiniert wird das Projekt „WetNetBB - Bewirtschaftung und Biomasseverwertung von nassen Niedermooren: Netz von Modell- und Demonstrationsvorhaben in Moorregionen Brandenburgs“ vom Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie. Verbundpartner sind das Landesamt für Umwelt Brandenburg (LfU), die Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE), das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) und das Deutsche GeoForschungsZentrum (GFZ). Aus dem Klima- und Transformationsfonds fördert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft WetNetBB für eine Dauer von 9 Jahren mit 18,4 Mio. Euro.

Wissenschaftlicher Kontakt

Arbeitsgruppenleiter
Prof. Dr. Torsten Sachs

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