Helmholtz-Zentrum Deutsches Geoforschungszentrum

EGU Outreach Preis für Sanja Panovska

Sanja Panovska hat den mit 1.500 Euro dotierten EGU Outreach Prize 2023 gewonnen, um ein Heft für Kinder zu Geothemen zu realisieren. Im Interview gibt sie Einblicke in das Projekt.

Sanja Panovska, Postdoc in der GFZ-Sektion 2.3 Geomagnetismus, und ihre Projektpartnerin Sabrina Sanchez vom Institut de Physique du Globe in Paris haben kürzlich den mit 1.500 Euro dotierten EGU Outreach Prize 2023 gewonnen. Sie kreieren ein Heft für Kinder mit Spielen und Rätseln über verschiedene geowissenschaftliche Themen – von Mineralogie über Vulkanologie bis hin zum Erdmagnetismus. Im Interview gibt Sanja Panovska Einblicke in das Projekt, ihre Motivation und andere Outreach-Projekte.

Herzlichen Glückwunsch, Sanja! Das klingt nach einem interessanten – und herausfordernden – Projekt. Wir sind neugierig, mehr darüber zu erfahren...

Vielen Dank! Nun, unser Projekt zielt darauf ab, Kindern im Alter von drei bis acht Jahren die Erd-, Planeten- und Weltraumwissenschaften näher zu bringen – in Form eines Heftes. Durch Spiele, Zeichnungen, Ausmalen, einfache logische Aufgaben und das Lösen von Rätseln sollen die Kinder etwas über Geowissenschaften, die Grundprinzipien des Systems Erde und die damit verbundenen Prozesse lernen. Wir möchten so viele verschiedene Themen wie möglich abdecken, von Mineralogie, Vulkanologie, Paläontologie, Erdmagnetismus und Gesteinsphysik, Atmosphäre, Naturgefahren, Seismologie und Stratigraphie bis hin zu den Wissenschaften über Planeten und Sonnensysteme.

Das scheint also ein ziemlich dickes Heft zu werden...

Im Moment haben wir ein Spiel pro Seite geplant, insgesamt etwa 30, aber die endgültige Entscheidung treffen wir nach einer ersten Auswertung. Auf den meisten Seiten wird es Sprechblasen geben, in denen Tipps stehen oder 'Willst du mehr wissen…'. Den Kindern, die noch nicht lesen können, können die Erwachsenen helfen. Und – ganz wichtig: Die Lösungen werden am Ende des Heftes in kleinen Kästen präsentiert, damit die Kinder ihre Arbeit auch auswerten können.

Können Sie ein Beispiel für so ein Spiel nennen?

Ja, natürlich. Es ist inspiriert von den schönen Zeichnungen, die man manchmal in Nature-Artikeln findet, um wissenschaftliche Veröffentlichungen für ein breiteres Publikum zu illustrieren, zum Beispiel über die Auswirkungen des Klimawandels: Man könnte zwei Bilder wie 'vorher' und 'nachher' zeigen, auf denen man die Unterschiede erkennen soll – wie zum Beispiel schmelzende Gletscher, den Anstieg des Meeresspiegels oder Erosion, die die Landschaft verändert.

Sie werden die Broschüre zusammen mit Sabrina Sanchez, einer Geowissenschaftlerin aus Paris, realisieren. Wie kam dieses gemeinsame Projekt zustande?

Wir lernten uns kennen, als Sabrina noch am MPI in Göttingen arbeitete, ebenfalls im Bereich Geomagnetismus. Es stellte sich heraus, dass Sabrina nicht nur Wissenschaftlerin ist, sondern auch eine sehr begabte Künstlerin. Sie wird also die Zeichnungen anfertigen. Und ich denke, es ist sehr gut und praktisch, den Design-Teil mit einer Person zu entwickeln, die die Wissenschaft dahinter gut versteht.  

Was war Ihre Motivation, ein solches Projekt für die Jüngsten zu planen?

Ich habe mich von Nelson Mandelas Zitat inspirieren lassen: „Unsere Kinder sind der Fels, auf dem unsere Zukunft gebaut wird, unser größtes Kapital als Nation. Sie werden die Führer unseres Landes sein, die Schöpfer unseres nationalen Reichtums, diejenigen, die für unser Volk sorgen und es beschützen“.

Als Mutter von zwei kleinen Kindern denke ich mir ständig Aktivitäten aus, damit sie beschäftigt sind und gleichzeitig etwas Neues lernen und ihr logisches Denken entwickeln. Einige der geplanten Spiele wurden durch diese Aktivitäten motiviert. Ich möchte die Kinder dabei unterstützen, etwas über die Welt um uns herum zu lernen, und ihre Neugierde und Beobachtungsgabe anregen.

Aber natürlich kann das Heft nicht nur für Kinder eine Inspiration sein, sondern für Personen jeden Alters, ganz besonders natürlich für solche, die mit Kindern zu tun haben. Ein Beispiel dafür, wo die Broschüre von großem Nutzen sein kann, ist die Betreuung für Kinder von Forschenden, die an Tagungen teilnehmen, zum Beispiel bei EGU-Konferenzen.

Dies ist nicht Ihr erstes Outreach-Projekt, richtig?

Ja, das stimmt. Ich denke, es ist wichtig, unsere Wissenschaft einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Deshalb nehme ich gerne an Outreach-Veranstaltungen wie der Langen Nacht der Wissenschaften hier auf dem Telegrafenberg teil, und während meiner Doktorarbeit war ich als Freiwillige in der Ausstellung von focusTerra, dem Earth & Science Discovery Center der ETH Zürich, tätig.

Außerdem habe ich an zwei Filmprojekten mitgewirkt: Ich war Erzählerin und eine der Autorinnen des Films „Magnetic mosaic“, der für das UNESCO Earth Futures Festival eingereicht wurde. Aus 972 Einsendungen in 7 Kategorien und 3 Themenbereichen wurden 21 Filme als Finalisten ausgewählt. „Magnetic Mosaic“ war einer der Finalisten in der Kategorie „Women in Earth Sciences“. Der Film kombiniert Interviews mit 10 Wissenschaftlerinnen verschiedener Nationalitäten, die derzeit am GFZ Potsdam arbeiten, und erzählt, wie das Magnetfeld der Erde verschiedene dynamische Teile, die unseren Planeten formen, verbinden kann.

Und zusammen mit Sabrina und anderen war ich Mitautorin bei einem Projekt zur Wissenschaftsvermittlung für Kinder mit dem Titel „Bimbims Team: A Journey to the Planets“ (Eine Reise zu den Planeten), das von der Europlanet Society finanziert wurde. Wir arbeiteten an drei Cartoons zu den Themen Sonnensystem, Erde und Mars. Die Zeichentrickfilme sind auf dem YouTube-Kanal der IAGA verfügbar.

Glauben Sie, dass das Engagement in der Öffentlichkeitsarbeit im akademischen Alltag und in akademischen Lebensläufen ausreichend anerkannt wird?

Meiner Meinung nach wird die Öffentlichkeitsarbeit nicht ausreichend gewürdigt. Sie wird oft als wertlose Zeitinvestition betrachtet, auch weil sie nicht angemessen in die Metriken der Wissenschaftler:innen für ihre Karriereentwicklung einbezogen wird. Ich glaube jedoch, dass sich die Situation ändert und die Öffentlichkeitsarbeit in den Lebensläufen von Forschenden mittlerweile als positiver Faktor gesehen wird.

Was sind die nächsten Schritte für Ihr Heft?

Das Projekt hat offiziell im Oktober begonnen und wird ein Jahr dauern. Wir sind eingeladen, eine erste Version unserer Arbeit auf der nächsten EGU-Generalversammlung im April 2024 in Wien vorzustellen und an Aktionen der EGU in Sachen Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit teilzunehmen. Und wir können einen Artikel über unsere Arbeit bei der Zeitschrift Geoscience Communication einreichen. Aus diesem Grund planen wir eine systematische Evaluierung einer ersten noch vorläufigen Version des Büchleins: Wir wollen über einen Fragebogen und eine Bewertung der verschiedenen Rätsel Rückmeldungen von Testnutzern – natürlich den Eltern – einholen.

Wann wird das Heft denn erhältlich sein?

Wir hoffen, es bis Oktober 2024 fertig zu stellen – zunächst in englischer Sprache, aber wir werden es sicherlich in viele Sprachen übersetzen. Es wird nicht so viel Text enthalten, und wir haben bereits viele Angebote von Kolleg:innen aus aller Welt erhalten, denen die Idee gefällt und die uns helfen würden, eine deutsche, französische, spanische, chinesische, arabische... Version zu machen. 

Wird es als Heft produziert, das man kaufen kann?

Wir würden es gerne als richtiges Büchlein haben. Aber die begrenzten Mittel lassen das nicht zu. Einige Exemplare werden gedruckt und zu Testzwecken verteilt, und die endgültige Fassung wird online zum Herunterladen und Selbstausdrucken zur Verfügung stehen. Erstmal ist auch nicht geplant, das Heft zu verkaufen, aber da sind wir noch offen.

Auf jeden Fall wollen wir das Heft so weit wie möglich verbreiten. Deshalb werden wir ein pdf-Dokument auf der EGU-Website zum Herunterladen bereitstellen. Und dann werden wir es über die EGU-Tagung, die EGU-Website, über soziale Medien, Outreach-Veranstaltungen, Schulen oder Bildungseinrichtungen wie unser GFZ-Schülerlabor verbreiten.

Wir freuen uns schon sehr darauf, wenn das von Wissenschaftlerinnen – und Müttern – verfasste Kinderheft dann auch wirklich in die Hände der Kinder gelangt.

Darauf freuen wir uns auch – vielen Dank für das Interview!


Zur Person

Dr. Sanja Panovska ist seit 2016 Postdoc-Wissenschaftlerin am GFZ, wo sie mit einer Wiedereinstiegsstelle in der Sektion 2.3 Geomagnetismus begann. Im Jahr 2019 erhielt sie ein GFZ Discovery Fund Fellowship. Bevor sie zum GFZ kam, war sie Post Doc an der Scripps Institution of Oceanography, University of California San Diego (USA). Sie hat an der ETH Zürich promoviert und sowohl ein Diplom in Geophysik als auch einen Master of Engineering der Universität Ss. Cyril und Methodius, Skopje (Republik Nordmazedonien).


Interview: Uta Deffke

Wissenschaftlicher Kontakt

Wissenschaftlerin
Dr. Sanja Panovska

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