Helmholtz-Zentrum Deutsches Geoforschungszentrum

Bericht | Hänge in Bewegung – Naturgefahren in Zentralasien

Zentralasien gehört zu den Gegenden der Erde, wo Georisiken besonders groß sind: Erdbeben, Hangrutschungen oder Hochwasser, etwa infolge ausbrechender Gletscherseen, treten dort vergleichsweise häufig auf. Wie diese Naturgefahren erforscht und dieses Wissen genutzt werden kann, um die Bevölkerung besser zu schützen, darüber diskutierten Forscherinnen und Forscher vom GFZ sowie vom Zentralasiatischen Institut für Angewandte Geowissenschaften (ZAIAG) jetzt in Potsdam.

Hangrutschungen, Erdbeben, Hochwasser: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Potsdam und Bischkek erforschen gemeinsam Georisiken

Zentralasien gehört zu den Gegenden der Erde, wo Georisiken besonders groß sind: Erdbeben, Hangrutschungen oder Hochwasser, etwa infolge ausbrechender Gletscherseen, treten dort vergleichsweise häufig auf. Wie diese Naturgefahren erforscht und dieses Wissen genutzt werden kann, um die Bevölkerung besser zu schützen, darüber diskutierten Forscherinnen und Forscher vom GFZ sowie vom Zentralasiatischen Institut für Angewandte Geowissenschaften (ZAIAG) jetzt in Potsdam.

Das ZAIAG hat seinen Sitz in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek, doch es steckt auch Einiges an GFZ darin: Die Potsdamer reisen seit Gründung des GFZ 1992 häufig in die Region, um dort zu forschen. Aus Kontakten mit örtlichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wuchs eine Kooperation, die schließlich zur Gründung des ZAIAG im Jahr 2004 führte. Seitdem ist einer der beiden Ko-Direktoren stets ein GFZ-Wissenschaftler. Derzeit sind es Bolot Moldobekov aus Kirgisistan und Jörn Lauterjung, der am GFZ das Department Geoservices leitet.

Zahlreiche Siedlungen in gefährdeten Gebieten

Hangrutschungen treten vor allem in den Gebirgsvorländern im Süden Kirgisistans auf, berichtete ZAIAG-Forscher Cholponbek Ormukov. Rund 400 Siedlungen befinden sich in gefährdeten Gebieten. „Vor allem in niederschlagsreichen Jahren kommt es häufiger zu diesen Ereignissen, dann verlieren die wenig verfestigten Sedimente ihren Halt und gleiten talwärts.“ Im nächsten Schritt wollen die WissenschaftlerInnen Messgeräte aufstellen, um eine solche Rutschung „live“ zu verfolgen. Die Daten sollen helfen, die ablaufenden Prozesse besser zu verstehen, um die Erkenntnisse dann auf andere gefährdete Gebiete zu übertragen.

Für eine großräumige Lokalisierung von Hangrutschungen in Kirgisistan sind Satellitendaten unverzichtbar, sagte Sigrid Roessner von der GFZ-Sektion Fernerkundung. „Ein Gebiet mit mehr als 10.000 Quadratkilometern Fläche kann man mit herkömmlicher Kartierung nicht bearbeiten, aber mit Satellitendaten.“ Sie und weitere Kolleginnen und Kollegen haben mithilfe automatischer Bildanalyse von Satellitenaufnahmen hunderte Hangrutschungen in den vergangenen zwei Jahrzehnten erfasst. „Genaues Wissen darüber, wann und wo es zu solchen Ereignissen kommt, hilft die Gefährdungsabschätzung zu verbessern.“ Bisher mussten die Forscherinnen und Forscher oftmals auf kostenpflichtige Satellitendaten zurückgreifen. Mit den Sentinel-Satelliten des Copernicus-Programms der ESA, deren Daten kostenfrei zur Verfügung stehen, ändert sich das im globalen Maßstab. „Das ist ein großer Gewinn für die Forschung und die praktische Anwendung gerade auch in Ländern wie Kirgisistan“, sagte Roessner. 

Frühwarnsystem für Erdbeben

Im vergangenen Jahr haben ForscherInnen des GFZ und des ZAIAG erstmals eine Drohne eingesetzt, um Hangrutschungen zu kartieren. Roessner war begeistert: „Ein hervorragendes Werkzeug, man kann gewissermaßen den Boden verlassen und von oben schauen und ist dennoch viel näher dran als ein Satellit.“ Neben den genannten Themen bearbeiten die WissenschaftlerInnen aus Potsdam und Bischkek weitere Forschungsfragen gemeinsam. Dazu zählen Frühwarnsysteme für Erdbeben, Folgen des Klimawandels und Fragen der Wasserversorgung. 

06. März 2017, Ralf Nestler

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