Helmholtz-Zentrum Deutsches Geoforschungszentrum

Das letzte Interglazial in Monticchio

Lago Grande di Monticchio ist der größere von zwei eng benachbarten Maarseen (Laghi di Monticchio), die innerhalb einer Caldera am Westhang des Monte Vulture Stratovulkans (1326 m ü.NN, 40°56'N, 15°35'E) in der Provinz Basilicata in Süditalien vor ca. 132 ± 12 ka BP entstanden sind. Der Seespiegel dieses eutrophischen bis hypertrophischen Sees ist auf 656 m ü.NN gelegen. Seit 1990 wurden mehrere Sedimentkerne aus unterschiedlichen Stellen im Seebecken gezogen. Aufgrund verbesserter Bohrtechnik war es möglich, sukzessive tiefer in die Sedimente zu penetrieren. Die ersten Kerne (B/D) aus dem Jahre 1990 erreichten eine Tiefe von 52 m und umfassten somit die letzten 76,000 Jahre. Der zweite Kern (J) verlängerte 1994 das B/D-Kompositprofil um ca. 20 m (insgesamt die letzten 102,000 Jahre). Die neuesten Kerne (M/O) von 2000 erreichten die Basis der Seesedimente (vorletzte Eiszeit) und bildeten somit eine Gesamtlänge von 102 m (Komposit).

Das Altersmodell des Monticchio-Profils basiert auf mehreren Datierungsmethoden und ist unabhängig von Korrelationen mit Pollenstratigraphien anderer Archive, marinen Sauerstoff-Isotopen-Ereignissen und Eiskern-Interstadialen. Die solide Zeitskala des Monticchio-Profils wurde über Warvenzählung und einer detaillierten Abschätzung von Sedimentationsraten durch die Ermittlung der jährlichen Sedimentationsrate in warvierten Abschnitten erstellt. Diese Kalenderjahr-Chronologie wird durch tephrochronologische Ergebnisse und radioisotopischen Altersdatierungen gestützt. Insgesamt 345 Tephralagen sind im gesamten Profil vertreten, von denen die mächtigsten als Markerlagen (MT) bezeichnet wurden. Laufende Projekte beschäftigen sich derzeit mit rapiden Klimaänderungen zu Beginn und zum Ende des letzten Interglazials sowie im Frühglazial. Die Multi-Proxy-Studien dazu umfassen Mikrofazies-Analysen sowie Untersuchungen zu Pollen, Diatomeen, Pigmente, Geochemie und Paläomagnetik. Die Warvenzählung in Verbindung mit der Tephrochronologie bilden dabei eine solide Basis für die Datierung und die Bestimmung der Dauer von Klimaschwankungen. Desweiteren wird die Warvenchronologie für den Abschnitt der letzten 102,000 Jahre überarbeitet.

Partner: A. Lücke (stabile Isotope, FZ Jülich), J. R. M. Allen & B. Huntley (Pollenanalyse, University of Durham), P. Guilizzoni & A. Marchetto (Diatomeen, CNR Verbania Pallanza), B. Narcisi (tephrochronology, ENEA Roma)

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