Schweres Erdbeben der Stärke 7,7 in der Region Gaziantep im Südosten der Türkei

Schweres Erdbeben der Stärke 7,7 in der Region Gaziantep im Südosten der Türkei.

Update: 09.02.2023

Am 6. Februar um 01:17:34 UTC (4:17:35 Ortszeit; 2:17:35 deutsche Zeit) ereignete sich im Südosten der Türkei ein starkes Erdbeben der Stärke 7,7. Etwa neun Stunden später kam es zu einem weiteren großen Beben der Stärke 7,6 (10:24:49 UTC). Beide Beben wurden von einer großen Zahl von Nachbeben gefolgt. Die Beben ereigneten sich in der Region Gaziantep mit einer Bevölkerung von mehr als 2 Millionen Einwohnern.

Die Türkei wird von zwei großen aktiven seismischen Zonen durchzogen. Die Beben von heute Morgen ereigneten sich entlang der ostanatolischen Verwerfungszone (EAFZ - East Anatolian Fault Zone). Hier treffen die anatolische und die arabische Platte aufeinander und bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von etwa 1,4 cm/Jahr seitlich (links-lateral) aneinander vorbei (Bulut et al, 2012). Durch diese Reibung kommt es in unregelmäßigen Abständen zu zum Teil starken Erdbeben.

In den letzten 100 Jahren war die seismische Aktivität entlang der EAFZ ungewöhnlich ruhig (im Gegensatz zur Nordanatolischen Verwerfungszone - NAFZ). Die gesamte Zone hat also über diesen langen Zeitraum Spannungen aufgebaut, und es war nur eine Frage der Zeit, bis es zu einem Erdbeben wie dem vom 6. Februar kommen würde. Der südwestliche Teil der EAFZ wurde auf einer Länge von 180 Kilometern und von der Oberfläche bis in eine Tiefe von etwa 20 Kilometer aktiviert (über die gesamte seismogene/brüchige Kruste). Es ist in der Tat wahrscheinlich, dass die verbleibenden Gebiete der EAFZ durch die akkumulierte Energie weiterhin kritisch belastet werden oder sogar durch die Beben vom 6. Februar in ihrer seismischen Aktivität vorverlagert wurden.

Das Gebiet, das jetzt von den Beben betroffen war, bildet einen sogenannten Dreifachknotenpunkt dreier tektonischer Plattengrenzen zwischen der ostanatolischen Verwerfungszone EAFZ, der Dead Sea Transform Fault (DST), ebenfalls eine kontinentale Plattenrandverwerfung, die sich bis zum Golf von Akaba erstreckt, und dem Zypernbogen, einer Subduktionszone, die dem hellenischen Bogen ähnlich ist.

Aufgrund der großen Entfernung ist es unwahrscheinlich, dass dieses Erdbeben die Gefährdungslage in der Region Istanbul signifikant beeinflusst oder dort direkt zu starken Erdbeben führt. Trotzdem ist die seismische Gefährdungslage entlang der nordanatolischen Verwerfungszone NAFZ und in Istanbul, wie schon vor den Beben in der Osttürkei, hoch.

Fakten:

  • Dem starken Beben am 6.02.2023 ging kein Vorbeben mit M > 4 voraus.
  • Die nächstgelegene Station von GEOFON befindet sich in Zypern: 400 km entfernt.
  • Ein Frühwarnsystem ist nur für die Marmara-Region implementiert. Derzeit ist es nur darauf ausgerichtet, Strom und Gas abzuschalten.
  • Epizentrum: 37.23° N 37.05° E, Tiefe 10km

Größte bekannte Erdbeben entlang der ostanatolischen Verwerfungszone

Die größten bekannten Erdbeben entlang der EAFZ ereigneten sich am 29. November 1114 (M > 7,8), am 28. März 1513 (M > 7,4) bzw. am 2. März 1893 (M > 7,1) [Ambraseys und Jackson, 1998]. Diesen großen, verheerenden historischen Erdbeben steht nur ein einziges großes Erdbeben während des letzten Jahrhunderts gegenüber (am 4. Dezember 1905; M = 6,8) [Nalbant et al., 2002]. Çetin et al. [2003] interpretierten die offensichtliche seismische Ruhe entlang der gesamten EAFZ als Hinweis darauf, dass die Verwerfung derzeit blockiert ist.

Weitere aktuelle Erdbebeninformationen:

  • Zum EARTHQUAKE EXPLORER
    Der Earthquake Explorer ist eine am GFZ entwickelte Anwendung und dient der schnellen und weltweiten Bereitstellung von Informationen zu Erdbeben - sowohl zu aktuellen Erdbebenereignissen wie auch zu länger zurückliegenden Beben (bis August 2007).

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