Helmholtz-Zentrum Deutsches Geoforschungszentrum

Mehr Hochwasser in den Ostalpen bei Abkühlung

17.10.2012|Potsdam:
Saisonal aufgelöste Hochwasserrekonstruktion der letzten 1600 Jahre
Mehr Hochwasser in den Ostalpen bei Abkühlung - Während der Übergänge zu kühleren Klimaphasen stieg die Zahl der extremen Hochwasserereignisse deutlich an.

17.10.2012 | Potsdam: Während der Übergänge zu kühleren Klimaphasen stieg die Zahl der extremen Hochwasserereignisse deutlich an. So wurden während der Zeit der Völkerwanderung und im frühen Mittelalter (AD 450-750) und am Übergang zur Kleinen Eiszeit (AD 1140-1520) eine Häufung solcher Ereignisse beobachtet. Im Gegensatz dazu gab es weniger Hochwässer während der Mittelalterlichen Wärmephase (AD 1000-1140) und der kältesten Phase der Kleinen Eiszeit (AD1600-1700).


Dieses Ergebnis stellen Wissenschaftler des Deutschen GeoForschungsZentrums GFZ in der aktuellen Ausgabe von GEOLOGY vor. „Wir haben anhand von Ablagerungen aus dem Mondsee in Oberösterreich erstmalig einen genauen Kalender von Hochwässern und Muren der letzten 1600 Jahre im Nordostalpenraum erstellen können“, erklärte Tina Swierczynski,Wissenschaftlerin am GFZ. „Die fein geschichteten Seesedimente geben wegen ihrer jährlich laminierten Lagen präzise Auskunft über Hochwasserereignisse früherer Zeiten, vor Beginn von instrumentellen Aufzeichnungen.“ Mit mikroskopischen Analysemethoden und modernen geochemischen Scanner-Verfahren war es möglich, Spuren der Hochwasser in den Seeablagerungen jahreszeitengenau zu identifizieren und die Hochwasser-Häufigkeiten zu bestimmen.

Der Grund für häufigere Hochwässer während der Abkühlungsphasen ist vermutlich ein stärkeres Einströmen von feuchten atlantischen und mediterranen Luftmassen in den nordalpinen Raum infolge einer veränderten atmosphärischen Zirkulation. Die Ausbildung eines stabilen Hochdruckgebietes über Sibirien während kälterer Phasen führt hingegen zu einer Blockierung von nordwärts ziehenden Tiefdruckgebieten und damit weniger Hochwässern im österreichischen Voralpenland.
Für das Verständnis eines Zusammenhangs zwischen Klimaänderungen und dem Auftreten von Hochwässern ergibt sich ein verblüffendes Ergebnis: „Diese Studie beweist, dass sich die Häufigkeit von Hochwässern in bestimmten Regionen über lange Zeiträume verändern und kein einfacher Zusammenhang zu Klimaveränderungen besteht“, stellt der Leiter der Studie Professor Achim Brauer (GFZ) fest.

Da heutige Beobachtungen zeigen, dass Hochwasser regional sehr unterschiedlich auftreten, werden derzeit am GFZ (Helmholtz-Gemeinschaft) weitere lange Hochwasserzeitreihen aus Seen erstellt, um ein noch genaueres räumliches Bild über das Auftreten von Hochwässern zu erstellen. Hochwasserereignisse stellen eine Bedrohung für den menschlichen Siedlungsraum da und erfordern deshalb eine genaue Risikoabschätzung. Dabei ist vor allem die Frage nach den natürlichen Häufigkeiten solcher Ereignisse schwierig, weil die vorhandenen Zeitreihen meist nicht länger als 100 Jahre zurück reichen.

Die Untersuchung wurde im Rahmen des BMBF finanzierten Potsdamer Forschungs- und Technologieverbund zu Naturgefahren, Klimawandel und Nachhaltigkeit PROGRESS gefördert.

Tina Swierczynski et al. (2012), “A 1600 yr seasonally resolved record of decadal-scale flood variability from the Austrian Pre-Alps”, Geology, November 2012, v. 40, p. 1047-1050, doi:10.1130/G33493.1

Abb. in druckfähiger Auflösung finden sich unter:

http://www.gfz-potsdam.de/portal/gfz/Public+Relations/M40-Bildarchiv/Bildergalerie+Klimaforschung/121017_MondseeKienbach

http://www.gfz-potsdam.de/portal/gfz/Public+Relations/M40-Bildarchiv/Bildergalerie+Klimaforschung/121017_Mondsee_Luft

http://www.gfz-potsdam.de/portal/gfz/Public+Relations/M40-Bildarchiv/Bildergalerie+Klimaforschung/121017_HochwasserFischbach

http://www.gfz-potsdam.de/portal/gfz/Public+Relations/M40-Bildarchiv/Bildergalerie+Klimaforschung/121017_GrieslerAche


 

 

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