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Kartoffeln unter Wasser - Risiko für die Landwirtschaft durch Flutereignisse

Die Auswirkungen von Flutereignissen auf die Landwirtschaft sind innerhalb der Risikobewertung bisher nur wenig beachtet. Wie groß das Risiko für verschiedene landwirtschaftliche Anbaukulturen ist, zeigt eine neue Veröffentlichung eines Teams von GFZ-WissenschaftlerInnen der Sektion Hydrologie, unter Beteiligung eines Kollegen des hessischen Landesbetriebes Landwirtschaft. In einer Risikokarte stellen sie dar, welche Regionen und welche Anbaukulturen besonders gefährdet sind.

06.10.2016: Die Auswirkungen von Flutereignissen auf die Landwirtschaft sind innerhalb der Risikobewertung bisher nur wenig beachtet. Wie groß das Risiko für verschiedene landwirtschaftliche Anbaukulturen ist, zeigt eine neue Veröffentlichung eines Teams von GFZ-WissenschaftlerInnen der Sektion Hydrologie, unter Beteiligung eines Kollegen des hessischen Landesbetriebes Landwirtschaft. In einer Risikokarte stellen sie dar, welche Regionen und welche Anbaukulturen besonders gefährdet sind.

Die Europäische Kommission hat schon 2007 in ihrer Flood Risk Direktive gefordert, dass für Europa großräumige Kartierungen des Überflutungsrisikos erstellt werden sollen. Das Wissen über diese Gefährdungspotenziale ist wichtig für politische EntscheiderInnen, das regionale Katastrophenmanagement und auch für die Versicherungswirtschaft. Obwohl es einen steigenden Bedarf an derartigen Kartenwerken gibt, sind einige Sektoren, darunter der Agrarsektor, bisher nur unzureichend untersucht. In ihrer Studie "Large-scale, seasonal flood risk analysis for agricultural crops in Germany" (zu Deutsch: „Großskalige saisonale Risikobewertung von Flutereignissen für landwirtschaftliche Anbaukulturen in Deutschland“), veröffentlicht in Environmental Earth Sciences, stellen die WissenschaftlerInnen um Erstautor Stefan Klaus das Risiko für verschiedene Anbaukulturen deutschlandweit dar. Klaus schreibt seine Masterarbeit am GFZ und der Universität Potsdam.

Während einer Flutkatastrophe fallen zwar die Schäden für die Landwirtschaft insgesamt sehr viel geringer aus als beispielsweise für den Gebäudesektor. Allerdings führen schon vergleichsweise „harmlose“ Flutereignisse zu Totalschäden wie der Vernichtung ganzer Felder. Landwirtschaftliche Flächen sind außerdem, anders als Siedlungen, oft nur gegen kleinere Hochwasserereignisse geschützt.

Risiko für die Landwirtschaft ist stark saisonal geprägt

In ihrer neuen Studie nutzen die WissenschaftlerInnen ein landwirtschaftliches Ernteverlust-Modell. Damit zeigen sie, dass das Risiko für die Landwirtschaft sich deutschlandweit in drei Groß-Regionen voneinander abgrenzen lässt. Die Unterschiede ergeben sich zum einen aus der saisonal unterschiedlich ausgeprägten Überflutungsgefahr und zum anderen aus der stark saisonal schwankenden Anfälligkeit von verschiedenen landwirtschaftlichen Nutzpflanzen. Am gefährdetsten ist eine Feldfrucht kurz vor der Erntezeit, da ein Flutschaden hier die größten Verluste bedeutet. Neben dem bereits investierten Pflegeaufwand droht ein kompletter Verdienstausfall, wenn aufgrund der fortgeschrittenen Saison kein zweiter Anpflanzversuch möglich ist. Zu Beginn der Pflanzzeit hingegen könnte im Idealfall einfach ein zweites Mal gepflanzt werden.

Eine Analyse der saisonalen Hochwasserwahrscheinlichkeit zeigt, dass der Westen Deutschlands vor allem der Gefährdung durch winterliche, großräumig ausgeprägte und langandauernde Flutereignisse ausgesetzt ist. Im Osten drohen ebenfalls Winterfluten, außerdem aber auch vergleichsweise häufige Flutereignisse im Frühling und Sommer. Im Süden Deutschlands treten Fluten sowohl während der Zeit der Schneeschmelze auf, als auch in den Sommermonaten. Die erhöhte Sommerflut-Wahrscheinlichkeit im Süden und Osten führt hier zu einem großen landwirtschaftlichen Risiko, da sie an einen kompletten Ernteausfall geknüpft sein kann.

Raps und Kartoffeln sind im Süden am gefährdetsten

Stefan Klaus: „Bei der Wahl der anzubauenden Frucht sollte das Flutrisiko berücksichtigt werden, um den Schaden für die Landwirtschaft möglichst gering zu halten.“ Da Raps über große Teile des Jahres angebaut und geerntet wird, ergibt sich für diese Anbaufrucht statistisch gesehen die größte Gefährdung. Außerdem verursacht schon eine kurze Überflutungsdauer große Schäden. Eine weitere Frucht mit hohem Risiko im Süden und Osten des Landes ist die Kartoffel. Ihre Erntezeit fällt hier mit einer hohen Sommerflutwahrscheinlichkeit zusammen. Eher sicher ist ihr Anbau im Nordwesten Deutschlands, mit nur geringer Wahrscheinlichkeit einer Sommerflut. In Süddeutschland sollten Raps und Kartoffeln also eher nicht angebaut werden. (ak)

Klaus, S., Kreibich, H., Merz, B., Kuhlmann, B., Schröter, K., 2016. Large-scale, seasonal flood risk analysis for agricultural crops in Germany. Environmental Earth Sciences, 75: 1289. DOI: 10.1007/s12665-016-6096-1

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